Kleinkaliberschützen Berlin e.V. – Ihr Schützenverein für das Sportschießen in Berlin

Luftgewehr

 

Luftgewehr schießen bei den Kleinkaliberschützen Berlin e.V.

Ein Luftgewehr ist ein Gewehr, welches ein Geschoss durch die Ausdehnung von komprimiertem Gas antreiben. Im Unterschied zu Feuerwaffen wird das unter Druck stehende Gas nicht durch die Verbrennung einer Treibladung erzeugt, sondern innerhalb oder außerhalb der Waffe mechanisch verdichtet. Auch Waffen, bei denen das Geschoss mit einem anderen Gas als Luft angetrieben wird, werden zu den Druckluftwaffen gezählt. Zur Bereitstellung des komprimierten Gases werden verschiedene Verfahren genutzt.

Ein Luftgewehr hat im Vergleich zu Handfeuerwaffen eine wesentlich geringere Leistung und sind militärisch kaum nutzbar. Sie sind aber zur Übung der Schießfertigkeit geeignet und wegen der geringen Betriebskosten und des vergleichsweise problemlosen Erwerbs beliebte Sportgeräte.

Systeme mit Federspeicher

Eine starke Feder wird vor dem Schuss gespannt und drückt beim Auslösen des Schusses einen Kolben nach vorn (vergleichbar mit einer Luftpumpe). Die vom Kolben auf bis zu 150 bar komprimierte Luft treibt das Geschoss an. Dieses Prinzip ist bei Freizeitwaffen weit verbreitet, weil die Konstruktion einfach und robust ist und außer für die Geschosse kaum Kosten anfallen. Außer durch eine Feder kann der Kolben auch durch ein beim Spannen zusammengedrücktes Luftpolster angetrieben werden (Gas-Ram-System). Analog zu den Systemen mit Stahlfeder wird der Kolben beim Auslösen des Schusses durch dieses Luftpolster nach vorn getrieben.

Bei vielen Freizeitwaffen fungiert der Lauf als Spannhebel für die Feder (Kipp- oder Knicklaufsysteme), bei einigen Modellen sitzt der Spannhebel parallel unterhalb des Laufes (z. B. Weihrauch HW 77). Andere Modelle haben einen Spannhebel seitlich am Waffengehäuse (Seitenspanner, z. B. Suhler Modell 312, Feinwerkbau Modell 300); es gab Spannhebel, die den Ladehebeln von Repetiergewehren glichen („Durchlader“, z. B. Suhler Sportmodell LG 49a, Anschütz 275) und bei frühen Konstruktionen wurden auch Kurbelmechanismen zum Spannen der Feder verwendet. Ein Nachteil der Federspeichersysteme ist der kräftige Prellschlag des Kompressionskolbens, der zu deutlichen Erschütterungen der Waffe bei der Schussentwicklung führt.

Um den Prellschlag zu vermindern, entwickelte das Dianawerk Anfang der 1960er Jahre mit dem Modell 60 das Doppelkolbenprinzip, bei dem der Prellschlag durch die Verwendung zweier gegenläufig arbeitender Kolben (Arbeits- und Leerkolben) fast vollständig aufgefangen wird. Es folgten die systemgleichen Modelle 65 und 66. Das letzte mit dieser Technik ausgerüstete Modell 75 wurde ausgesprochen populär. Das heutige Seitenspanner-Modell Diana 54 Airking basiert allerdings auf einem anderen Prinzip der Prellschlagdämpfung. Hier wird der Prellschlag durch ein federunterstützes Rücklaufsystem, ähnlich den FWB Modellen 150, 300 und 300S verhindert. Diese hatten allerdings den Nachteil, dass das System beim Schuss ca. 2–3 cm zurücklief.

Der Hersteller Anschütz brachte in den 1960er Jahren mit seinem Modell 220 sein erstes prellschlaggedämpftes Modell heraus. Hier wird der Systemrücklauf durch ein Luftpolster aufgefangen, beim Nachfolger Modell 250 (1972) durch ein ölgedämpftes Polster. Beide Systeme konnten sich aber gegen die Konkurrenz von Feinwerkbau und Diana nicht durchsetzen, obwohl die Rücklaufbewegung der FWB-Modelle hier durch ein Einbringen des Rücklaufsystem in ein weiteres System (dieses trägt die Visierung) verhindert wurde. Diese Anschütz-Modelle waren nur prellschlaggedämpft. Der Prellschlag führte aber letztlich im Bereich der Wettkampfwaffen zu einer weitgehenden Verdrängung solcher Systeme durch Systeme mit Druckgasspeicher.

Systeme mit Gasdruckspeicher

Bei diesen Systemen wird das komprimierte Gas durch einen an der Waffe befestigten Druckgasbehälter bereitgestellt. Das Gas wird entweder vor dem Schuss mittels einer eingebauten Pumpe verdichtet oder aus einem externen Behälter in den Druckspeicher der Waffe geleitet. Bei CO2-Systemen wird eine Patrone oder Kartusche mit druckverflüssigtem Kohlenstoffdioxid an der Waffe angebracht, welche das Druckgas bereitstellt. Bei allen Systemen mit Druckgasspeicher wird beim Schuss von einem Schlagstück ein Ventil kurz geöffnet, wodurch unter Druck stehendes Gas auf das Geschoss wirkt und es aus dem Lauf treibt. Durch das geringe Gewicht des Schlagstücks entstehen dabei kaum Erschütterungen, und durch das komprimiert bereitstehende Gas wird eine schnellere Schussentwicklung erreicht als bei Federspeichersystemen.

CO2-Systeme

Bei CO2-Systemen wird aus der Kartusche CO2 in einen kleinen Druckbehälter geleitet. Beim Schuss wird mit dem Inhalt dieses Behälters das Geschoss angetrieben. Anschließend strömt CO2 aus der Kartusche in den Behälter nach. In der Kartusche verdunstet flüssiges CO2, bis der Gleichgewichtsdruck wiederhergestellt ist. Der Druck bleibt daher konstant, solange sich flüssiges CO2 in der Kartusche befindet. Das ermöglicht eine gleichbleibende Schussenergie, weshalb dieses Prinzip auch bei Matchwaffen (Waffen zum sportlichen Schießen mit hoher Präzision, siehe auch Liste der Feuerwaffen-Fachbegriffe) verwendet wird. Ein Nachteil ist die Temperaturabhängigkeit des Druckes in der CO2-Kartusche, was sich ungünstig auf die Trefferleistung auswirken kann. Weil das Spannen einer starken Feder entfällt und wegen ihrer einfachen Handhabung werden CO2-Systeme auch bei Freizeitwaffen in großem Umfang eingesetzt.

Druckluftsysteme

Bei Systemen für Druckluft gibt es einerseits Pump- und Kompressionssysteme, bei denen der Druck durch eine eingebaute Handpumpe erzeugt wird, und andererseits Pressluftsysteme, bei denen Druckluft von außen in einen Drucklufttank in der Waffe gefüllt wird.

Pumpsysteme

Pumpsysteme kamen schon bei den historischen Windbüchsen zur Anwendung und wurden immer wieder für Freizeit- und Jagdwaffen genutzt. Meist wird ein interner Drucktank durch eine bestimmte Anzahl von Pumpenhüben gefüllt, aus welchem dann Druckluft für einen oder mehrere Schüsse entnommen werden kann. Zum Beispiel musste das Luftreservoir der Girandoni-Windbüchse (1780) mit etwa 1500 Pumpstößen gefüllt werden und lieferte dann Druckluft für ca. 20 Schuss.
Bei Kompressionssystemen genügt eine einzige Bewegung des Pumpenhebels, um genügend Druckluft für jeweils einen Schuss zu erzeugen.

Pressluftsysteme

Luftgewehr mit Pressluftkartusche beim Auflage-Schießen

Bei Matchwaffen sind Pressluftsysteme weit verbreitet, bei denen aus einer Druckluftflasche von außen komprimierte Luft in einen eingebauten Druckluftspeicher gefüllt wird. Aus diesem Speicher wird über einen Druckminderer Luft in einen kleineren Behälter geführt, aus welchem die Druckluft für den nächsten Schuss entnommen wird. Durch den Druckminderer bleibt der Druck für jeden Schuss konstant, solange der Druck im Haupttank über dem am Druckminderer eingestellten Wert bleibt. Seit dem Aufkommen der Presslufttechnik um die Jahrtausendwende dominieren diese Systeme das Bild bei Wettkämpfen und veränderten auch Anschlagsarten und Schießabläufe, da Schützen aufgrund des einfacheren Ladevorgangs das Gewehr schon im Anschlag wieder schussbereit machen können. Im Freizeitbereich und für jagdliche Zwecke spielen diese Systeme eine untergeordnete Rolle, da Bereitstellung und Handhabung von hochverdichteter Luft (200 bis 300 bar) vergleichsweise aufwendig sind.